SARAH ZULIANI

„Das ist so ein Herzgefühl.“

Vereinbarkeitsmanagement, Arbeitsweltgestaltung und Familie. Das sind die Themen, die Sarah Zuliani in ihrem Alltag umgeben. Aber was genau steckt eigentlich hinter Vereinbarkeitsmanagement? Kern ihrer Arbeit ist es, Unternehmen als Impulsgeberin dabei zu unterstützen, Lösungen für eine bessere Vereinbarkeit von Arbeit, Leben und Familie der Mitarbeitenden zu finden. Ziel ist hierbei stets die Steigerung der Zufriedenheit, Gesundheit und Bindung der Mitarbeitenden. Sarahs Vision ist dabei ganz klar: Gleichstellung schaffen, bedürfnis- und lebensphasenorientiertes Arbeiten ermöglichen und kompetenz- statt verfügbarkeitsorientierte Einstellungsprozesse manifestieren. Dieses Ziel setzt sie heute mit WorkLifeFamily in die Tat um.

In die Berufswelt startete die gebürtige Rheinland-Pfälzerin mit ihrem Studium „International Business“ in Mainz. Das „International“ nahm Sarah dabei wortwörtlich: So sammelte sie durch Praktika im Ausland und Auslandssemester internationale Blickwinkel auf Arbeits- und Alltagsfragen. In London verfasst sie schließlich in enger Zusammenarbeit mit einem US-amerikanischen Unternehmen ihre Diplomarbeit. Hier „rutschte“ sie mit ihrem ersten Job nach dem Studium ins Projektmanagement. Dass sie, während sie von ihren ersten beruflichen Stationen redet, bereits von vier Auslandsaufenthalten und dem Arbeiten in unterschiedlichen Sprachen und kulturellen Umgebungen erzählt, scheint die heutige Duisburgerin geradezu mit einer Selbstverständlichkeit zu nehmen.

Doch schließlich zog es sie zurück nach Deutschland, nach Duisburg, wo sie ab 2008 als Assistenz der Geschäftsführung eines Logistics und Supply Chain Dienstleisters arbeitete. Hier begleitete sie die Schaffung eines europäischen Program Management Offices mit dem Ziel, Projekte, Strategien und Prozesse ganzheitlich zu denken. Diese Initiative, die später bis nach Asien ausgeweitet wurde, verdeutlichte vor allem ihre strategischen Fähigkeiten.

Doch nach der Geburt ihres ersten Sohnes konnte sie nicht wie geplant zurück in ihre vorherige Position und musste sich fragen: „Wo will ich eigentlich hin? Was will ich wirklich machen?“. Schnell erkannte sie in dieser Veränderung die Möglichkeit für einen Perspektivwechsel. So folgten Stationen im wissenschaftlichen Berufsumfeld, wo sie Erfahrungen in einem Forschungsprojekt und Einblicke in den Bereich des Social Entrepreneurship sammelte. Aus ihrer Erfahrung als Mutter und Familienmensch heraus, ließ sie schon zu diesem Zeitpunkt das Thema „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“ nicht mehr los. Gemeinsam mit einer Bekannten entwickelte sie die Idee für eine Wegweiser-Plattform für genau dieses Feld. Der Grundstein für ihr heutiges Unternehmen, besser gesagt für ihre, sie bis heute umtreibende Leidenschaft war gelegt. Mit Erfolg pitchten sie ihre innovative Idee vor dem Social Impact Lab in Bonn. In ihrer Rolle als Mutter, wissenschaftlichen Mitarbeiterin in Teilzeit und angehenden Gründerin, lernte sie die Relevanz ihres Herzensthemas Vereinbarkeit hier selber einmal mehr kennen.

„Das Thema hat mich nicht mehr losgelassen. Dann saß ich da auch mal nachts, habe gestillt, und das Thema hat einfach in meinem Kopf gearbeitet.“

Der große Startschuss für ihr heutiges Unternehmen sollte jedoch noch etwas auf sich warten. Im Frühjahr 2020 brachte Sarah ihren zweiten Sohn zur Welt. Es folgte eine berufliche Umorientierung. „Das war alles ein bisschen wild, aber so ist das eben manchmal.“, lacht die heutige Gründerin. Doch bei all den Umbrüchen und Veränderung blieb das Thema Vereinbarkeit weiter an Sarahs Seite. „Das Thema hat mich nicht mehr losgelassen. Dann saß ich da auch mal nachts, habe gestillt, und das Thema hat einfach in meinem Kopf gearbeitet.“, erklärt Sarah. Um sich hier weiter zu professionalisieren, machte sie 2022 die Weiterbildung zur Vereinbarkeits Managerin der IHK.

Um das Thema Vereinbarkeit in die Arbeitswelt zu bringen, entschied sie sich nach reichlich Überlegungen, sich genau hiermit selbstständig zu machen. „Natürlich macht man das nicht einfach so, das ist ein großer Schritt. Aber ich muss dieses Thema vorantreiben und habe gemerkt, dass ist der richtige Weg.“, erklärt die Vereinbarkeits Managerin. Mit WorkLifeFamily spezialisiert Sarah sich darauf, Arbeitgebende und Arbeitnehmende bei der erfolgreichen Integration von Arbeit und Leben zu unterstützen. Ein wichtiges Thema für unsere Gesellschaft — und dennoch ist Sarah heute noch eine von wenigen, die sich in der Art mit diesem befasst.

Ihre Entschlossenheit und ihre Fähigkeit, innovative Ansätze zu entwickeln, bleiben nicht unbemerkt. Die Anerkennung durch ein Gründerstipendium bekräftigt sie in ihren Bestrebungen. Sarah blickt optimistisch in die Zukunft. Ihr langfristiges Ziel ist es, die erste Anlaufstelle für Vereinbarkeitsmanagement im deutschen Markt zu sein. Ihre eigene Reise und die gewonnenen Erkenntnisse machen sie zu einer wertvollen Quelle für Ratschläge und Erfahrungen. Während sie von ihrem Weg und ihren Plänen erzählt, betont sie immer wieder die Bedeutung, auf das innere Gefühl zu vertrauen und die eigenen Wünsche zu verfolgen, ungeachtet äußerer Einflüsse.

„Man muss bei Entscheidungen tief in sich reinhören. Wie alle immer sagen, auf das Bauchgefühl hören. Obwohl, naja, bei mir ist es ehrlich gesagt eher so ein Herzgefühl.“

Ihre Überzeugung, dass der Weg selbst das Ziel ist, gibt ihr die Stärke, täglich neuen Herausforderungen zu begegnen. Jeder Tag bringt neue Begegnungen, Lektionen und Chancen, die sie mit Offenheit und Begeisterung annimmt. Heute kann sie zufrieden sagen, sie ist „angekommen“. Sarah Zuliani hat ihren Platz gefunden, sowohl in der Welt des Unternehmertums als auch in der Suche nach beruflicher Erfüllung. „Man muss bei Entscheidungen tief in sich reinhören. Wie alle immer sagen, auf das Bauchgefühl hören. Obwohl, naja, bei mir ist es ehrlich gesagt eher so ein Herzgefühl.“