KATHARINA SCHLEEBERGER
Karriere schneidern mit rotem Faden
„Katharina die Große“ – so nennt sich Katharina Schleeberger scherzhaft selbst. Das zeugt nicht etwa von Selbstüberschätzung. Sie ist schlicht 1,83m groß. Außerdem Schneiderin, Unternehmensberaterin und Psychologin. Seit einigen Jahren unterstützt sie speziell Frauen dabei, sich in Führungsebenen zu positionieren
„Ich finde es nicht zielführend, wenn Frauen in einer von Männern dominierten Arbeitswelt in Selbstmitleid versinken,“
„Ich finde es nicht zielführend, wenn Frauen in einer von Männern dominierten Arbeitswelt in Selbstmitleid versinken,“ erzählt Katharina, während sie sich ihren heißgeliebten Kaffee nachschüttet. Wer Katharina kennenlernt, glaubt ihr diese Worte sofort. Bestimmt tritt sie auf. Selbstbewusst. Die 39-jährige ist selbstständige Unternehmensberaterin und berät Unternehmen darin, weibliche Talente aktiv zu fördern. Diese möchte sie dazu ermutigen, ihren eigenen Karriereweg mithilfe eines guten Netzwerks aufzubauen und zu stärken.
Seit 2006 arbeitete Katharina als Unternehmensberaterin, unter anderem für thyssenkrupp, Nestlé, die Deutsche Bundesbank, Coca-Cola und Nespresso. Nach der Geburt ihres ersten Kindes machte sie eine Zusatzausbildung zur Coachin und wusste gleich: Frauen sind ihre Zielgruppe. „Oft fühlen sich Frauen in der Arbeitswelt unsicher und haben das Gefühl, dass sie sich gegenüber Männern stärker behaupten müssen. Sie wollen alles allein schaffen.“, erklärt die Coachin. Während ihrer geschlechterspezifischen Forschungsarbeit im wirtschaftlichen Bereich ist ihr besonders aufgefallen, dass Networking ein essenzieller Schlüssel für Erfolg ist.
Da ist sich die Mülheimerin sicher und nickt bestätigend mit dem Kopf. „Frauen glänzen über Leistung und Persönlichkeit. Oft verstehen sie aber zu spät, dass etwas weniger Leistung und mehr Bündnisse hinter den Kulissen der eigentlich Karrierebooster sind,“, erklärt die Psychologin und schaut mit bestimmtem Blick in die Runde. Für Frauen sei es wichtig, früh über diese Netzwerkmechanismen zu erfahren, um Männer nicht vorschnell den Vorrang zu überlassen. Und gleichzeitig empfiehlt sie jungen Frauen, männliche Kollegen in das persönliche Macht- und Einflussnetzwerk zu integrieren: „Je höher man auf der Karriereleiter steigt, desto weniger Frauen sind da oben. Es ist wichtig, männliche Kollegen im Netzwerk zu haben.“
Darum hat sie ein Modell als Anleitung zum Netzwerken entwickelt. Eine Frau sollte sich ihrer eigenen Stärken, Wünsche und Vorstellungen entlang eines roten Fadens bewusst werden, um diese in Zukunft nutzen zu können. Sind die klar, geht es in einem weiteren Schritt darum, Anknüpfungspunkte zu finden und erste Kontakte aufzubauen. Aus einer Vielzahl dieser Kontakte entsteht letztlich das tragfähige Netzwerk, das besonders dann relevant ist, wenn Frauen beruflich an der Spitze stehen.
Diesen roten Faden findet man sowohl bei der Persönlichkeitsentwicklung des Menschen als auch bei der Entwicklung eines Netzwerks. Da Katharina vor ihrem Psychologie-Studium bereits eine Ausbildung zur Schneiderin gemacht hat, hat sie eine große Nähe zu feinstofflichen Verflechtungen.
„Erfolgreiche Menschen müssen sich gegenseitig pushen“
„Sowohl Persönlichkeiten als auch Netzwerke bestehen aus ganz vielen einzelnen Fäden, die zu einem großen Faden zusammengesponnen werden.“
Beziehungen seien dabei essenziell, um in der Karriere voranzukommen. „Wenn man sich ein Netzwerk aus sympathischen und unterstützenden Menschen aufgebaut hat, ist es viel wahrscheinlicher, im Job „oben“ zu bleiben.“ In diesem Sinne hilft Katharina mit ihrem Modell dabei, seinen roten Faden zu finden, sich ein Leadership-Kostüm zu schneidern und dieses als Führungspersönlichkeit zu gestalten.